Die Straße ist leer

Das ist ja mal erfreulich. Die Damen und Herren der Polizei scheinen heute einen ruhigen Tag gehabt zu haben – zumindest war der Bereich um den Bahnhof angenehm frei und es waren keine Demonstranten zu sehen. Grundsätzlich haben wir ja kein Problem mit Demos und den Demonstranten – aber inzwischen ist es echt nervig, wenn das Thema “Stuttgart 21” zu Verkehrsbehinderungen führt.

Stop, keine Durchfahrt!

Es gab keine Behinderungen oder Sperrungen von Straßen. Oder sollte das nur wegen dem heutigen Feiertag gewesen sein? Oder haben die Demonstranten endlich einen Platz gefunden, wo sie nach Herzenslust demonstrieren können ohne den Verkehr zu behindern?

Stuttgart 21 – der Seitenflügel, der Park und die Tiere (17. Akt)

Es war lange angekündigt, aber dass es wirklich passiert haben viele nicht geglaubt – der Nordflügel ist dem Abrißbagger zum Opfer gefallen und die ersten 25 Bäume im Schloßgarten sind gefällt. Am Donnerstag wurde unter massivem Polizeieinsatz die Baustelle abgesichert um in der Nacht zum 01. Oktober die Bäume abzusägen. Es hätte eine Überraschungs-Aktion werden sollen, wie die Absperrung am Nordflügel doch laut Medienberichten ist der Polizeieinsatz zu den Demonstranten durchgesickert – die Folge war der vielleicht schwerste Polizeieinsatz in Stuttgart seit Jahrzehnten.

Offenbar ist aber in der Hauruck-Aktion nicht alles korrekt abgelaufen – neben über 100 Verletzten gibt es noch Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Baumfällens und die Gewalt der Polizisten wird kritisiert. Die weiteren Folgen bleiben abzuwarten…

Ein bisher unauffälliger Käfer – der sogenannte “Juchtenkäfer” sorgt außerdem für Wirbel, weil wohl eines der letzten Reviere im Schloßgarten ist und er vom Aussterben bedroht ist. Was mit dem Tierchen nun passiert und in welchen Bäumen er wohnt bzw. was mit den von ihm “bewohnten” Bäumen passiert weiß aber wohl keiner.

Am kommenden Mittwoch steht wohl die Entscheidung des Gerichts an, über den Einspruch des Bonatz-Enkels zu entscheiden ob der Abriss gegen das Urheberrecht verstößt oder nicht. Es bleibt also spannend.

Stuttgart 21- Quer durch die Stadt, ein Projektsprecher unterwegs (16. Akt)

Das Projekt Stuttgart 21 scheint unumkehrbar. Trotz Problemen mit der Ausschreibung des Nesenbach-Düker, Verzögerungen beim Umbau des Bahnhofvorfelds und massiven Problemen im S-Bahn Verkehr sowie die noch nicht abschließend entschiedene Klage des Bonatz-Enkels Peter Dübbers will man vom Bauträger das Projekt jetzt offenbar so schnell wie möglich so weit voran treiben, dass es nicht mehr ohne Weiteres umkehrbar ist -der kurzfristig ohne Not für August angekündigte Abriss des Nordflügels lässt zumindest dies vermuten.

Da wird es für den Projektsprecher schwer, in den Bezirksbeiratsitzungen sachlich zu bleiben – zahlreiche Wortmeldungen haben eine starke emotionale Prägung und eher mit dem Gesamtprojekt und dessen Ablehnung statt mit den Auswirkungen im Stadtteil zu tun.

Projektsprecher Wolfgang Drexler 

Die den Bürgern bisher suggerierten Vorteile durch den Wegfall der Gleise (z.B. Stichwort Zusammenwachsen der Stadtteile Ost und Nord) in Form von zusätzlichen Stegen über die Bundesstraße oder der Tieferlegung der Heilmannkreuzung wurden aus Kostengründen allerdings erst mal zurückgestellt – immerhin will man es in den Gemeinderat nochmals einbringen. Außer dem Baustellenverkehr wird der Osten nach den Ausführungen keine Einschränkungen haben – selbst die diskutierte zeitweise Unterbrechung der Stadtbahn und der Buslinien wurde verneint. Doch wie viele Baufahrzeuge durch den Stadtteil fahren sollen und in welcher Zeit, dazu äußerte sich Herr Drexler nicht und reicht die Zahlen schriftlich nach.

Der Ansatz, mit der Bevölkerung das Gespräch zu suchen ist grundsätzlich richtig, allerdings hätte man zehn Jahre früher damit anfangen sollen – inzwischen sind die Fronten so gefestigt dass sachliche Argumente nicht mehr zählen. Die Emotionen bestimmen den Umgang und lassen der Meinung des Anderen keine Chance. Leider ist über die anderen Sitzungen der Bezirksbeiräte in den anderen Stadtteilen nichts zu finden. Will man bewusst nicht darüber reden und Fehler der Vergangenheit weiter machen? Soll mit der alten römischen Taktik ‘Divide et impera’ die Macht der Gegner geschwächt werden?

Stuttgart 21 – ein Sieg vor Gericht, und nun? (15. Akt)

Im Mai wurde der lang erwartete Richterspruch verkündet in der Rechtsstreitigkeit des Bonatz-Enkels gegen die Deutsche Bahn wegen Zerstörung des “Kunstwerks Hauptbahnhof”. Wer die gesamte Geschichte zu Stuttgart-21 verfolgt hat, wird nicht überrascht gewesen sein, dass das Gericht die Klage gegen den Abriss der Seitenflügel abgelehnt hat – die wirtschaftlichen Interessen der Bahn überwiegen hier wohl gegen den Urheberrechtsgedanken und den Denkmalschutz.

Inmitten der Negativberichte unter anderem über S-Bahn-Ausfälle wegen den Vorarbeiten zu S21 ging die Meldung fast unter, dass Herr Dübbers gegen das Urteil Rechtsmittel eingelegt hat (allerdings ohne aufschiebende Wirkung des Urteils) und voraussichtlich im Herbst die nächste Instanz über die Klage entscheiden muss. Ob dann schon vollendete Tatsachen geschaffen wurden durch einen Teilabriss, weiß derzeit niemand. Aber das passt zur allgemeinen Informationspolitik bei diesem “Bauwerk” – lieber nix sagen, sonst könnte ja jemand reagieren.

Bitte aussteigen wegen Bauarbeiten

Das geht ja schon prima los. Bevor überhaupt nur ein Stein für das Bahnprojekt bewegt wird, kommt es zu Einschränkungen im S-Bahn-Verkehr. Weil durch die Sperrung von Gleisen am Hauptbahnhof und der Baustelle in Korntal einzelne Züge umgeleitet werden und die Züge in der Hauptverkehrszeit die Kapazität der Strecke zwischen Stuttgart und Zuffenhausen übersteigen enden einige Bahnen der S6 in Zuffenhausen und die Fahrgäste quetschen sich in die nachfolgende Bahn in Richtung Hauptbahnhof.

Mitteilung auf der Seite des VVS:

(…) Da während der Hauptverkehrszeiten im Abschnitt Zuffenhausen – Nordbahnhof zwischen den im 5-Minuten-Takt fahrenden S-Bahnen kein Platz für zusätzliche Züge ist, müssen zwischen Zuffenhausen und Schwabstraße folgende Züge der S6 (alle Montag bis Freitag) entfallen: Zuffenhausen ab 06:49, 08:49, 16:19, 17:34 Uhr, Schwabstraße ab 07:13, 09:13, 16:43, 17:58 Uhr.

Das Ganze soll noch bis Ende nächster Woche andauern. In der Presse wurde bisher eigentlich nur über die Wochenendsperrungen berichtet – neben dem Schleichverkehr an der Gleisbaustelle in Korntal. Doch über früher endende S-Bahnen schreibt keiner was. Warum eigentlich? Hat das noch keiner gemerkt oder sind die Fahrgäste so leidenserprobt dass sie das einfach so hinnehmen? Da kann einen schon das Grauen packen, falls die Bauarbeiten zu S21 richtig beginnen…

Stuttgart 21 – was die Planer nicht bedachten (14. Akt)

Eigentlich sah alles ziemlich eindeutig aus im letzten Jahr: ein paar Gegner rebellieren vor sich hin und durch die Entscheidungsträger bei Bahn, Stadt und Land werden ungeachtet der öffentlichen Meinung schnell Fakten geschaffen welche eine Umkehr nicht mehr möglich machen. Wir hatten unsere Serie zu Stuttgart 21 damals nach dreizehn Folgen beendet. Doch ein Ende ist nicht in Sicht.

Durch die jahrelange Diskussion und viele wohl unumkehrbare Entscheidungen haben viele Bürger ob der Selbstherrlichkeit unserer Politik resigniert und sich mit dem Unvermeidlichen abgefunden. Der Bahnhof verschwindet in den Boden und für mindestens 20 Jahre ist die Innenstadt dort unbenutzbar. Vom Wiederaufbau abgesehen wäre das die größte und längste Baustelle der Stuttgarter Geschichte.

Doch dann kamen die Probleme: Erst die Diskussion um die Kosten (die noch andauert), dann Probleme mit der Nutzung des S-Bahn-Tunnel und die Schwierigkeiten mit der Nutzung durch schnelle Güterzüge die es nicht gibt, den Kostenproblemen und fehlenden Genehmigungen für die Weiterführung nach Ulm und irgendwie wollen die Schwierigkeiten nicht enden.

Wie geht es weiter? Hindert die Klage des Bonatz-Enkels die Bahn am Abriss der Seitenflügel des Bahnhofs? Voraussichtlich am 20. Mai wird dazu ein Urteil erwartet. Und bis dahin werden schon mal fleißig die Gleise im Bahnhofsvorfeld neu verlegt und ersetzt…

Stuttgart 21 – Der ganze Weg

Zwischen Mitte März und Mitte April 2009 haben wir eine umfangreiche Artikelreihe zu Stuttgart 21 geschrieben. Eine Fortsetzung des “Drama in vielen Akten”, wie wir es anfangs nannten ist natürlich nicht ausgeschlossen. Insgesamt sind bisher 13 Artikel – in Anlehnung an den Titel haben wir die einzelnen Beiträge als “Akt” benannt.

Als Zusammenfassung haben wir nun eine Übersicht der bisher erschienenen Artikel gemacht:

der Bahnhof vom Park aus (hier wird mal der "neue" Bahnhof seinStuttgart 21 – Ein Drama in vielen Akten (1.Akt)
Stuttgart 21 – Ein Drama in vielen Akten (2.Akt)
Stuttgart 21 – der “vergessene Bahnhof” (3.Akt)
Stuttgart 21 – das Drama geht weiter (4.Akt)
Stuttgart 21 – das Drama geht weiter (5.Akt)
Stuttgart 21 – eine unendliche Geschichte (6.Akt)
Stuttgart 21 – der Weg auf die Fildern (7.Akt)
Stuttgart 21 – die Ereignisse überschlagen sich (8.Akt)
Stuttgart 21 – eine Entscheidung? (9.Akt)
Stuttgart 21 – die weiteren Jahre (10.Akt)
Stuttgart 21 – ein neuer Name soll es richten (11.Akt)
Stuttgart 21 – was kommt jetzt? (12.Akt)
Stuttgart 21 – der letzte Akt? (13.Akt)

Stuttgart 21 – der letzte Akt? (13.Akt)

Am 02.04.09 wurde die umfangreiche Finanzierungsvereinbarung zwischen dem Land Baden-Württemberg, der Stadt Stuttgart und der Bahn unterzeichnet. Damit steht einem Baubeginn wohl nichts mehr im Wege. Eine Entscheidung über das Bürgerbegehren wird letztendlich nur noch zur Formsache. Nachdem sich das Bundesverkehrsministerium und der Bundesrechnungshof auf eine gemeinsame Linie geeinigt haben ist auch von dieser Seite aus wenig zu erwarten.

verlassenes Bohrloch in den Anlagen

Wer in den letzten Tagen mit offenen Augen durch die Stadt ging, hat sicherlich die Bohrtrupps gesehen – deren Bodenproben waren damit wohl nicht umsonst. Die Stuttgarter Nachrichten haben das weitere Vorgehen unter dem Motto “Heute Unterschriften für Stuttgart 21” am 02.04. auf der Titelseite und im Regionalteil vorgestellt. Soll es das nun wirklich gewesen sein? Baubeginn ist möglicherweise noch in diesem Jahr – schon 2020 ist man (wenn alles glatt läuft) fertig…

Mit diesem 13.Akt schließen wir erst mal das Kapitel “Stuttgart 21” und warten ab.

Manche sagen dass die Zahl 13 Unglück bringt. Wer daraus allerdings ableitet, dass wir dem Projekt “S21” keinen Erfolg wünschen, täuscht sich. Wie bereits in einem früheren Teil geschrieben, war die Geschichte auf viel weniger Teile geplant, als sie es am Ende nun wurde, die Anzahl 13 ist daher absolut zufällig. Im übrigen: Den bisher größten Teil meines Lebens habe ich in einem Haus mit der Nummer 13 gewohnt – ohne negative Auswirkungen.

Stuttgart 21 – was kommt jetzt? (12.Akt)

Ursprünglich war unsere Artikelserie auf 5 Folgen ausgelegt. Inzwischen sind wir beim zwölften Artikel und die Geschichte ist noch immer nicht abschließend berichtet und erklärt. Je weiter wir uns mit dem Projekt beschäftigen, desto mehr Informationen, Hinweise und Randnotizen fallen auf und verdienen es erklärt zu werden. Immerhin sind wir bei unserer Serie inzwischen im Jahr 2009 angekommen, so dass es nicht mehr so viel aufzuarbeiten gibt.

Der Zeitplan für den Bau von Stuttgart 21, das den 3,1 Milliarden Euro teuren Tiefbahnhof in der Landeshauptstadt und rund 55 Kilometer Gleise umfasst, ist offenbar nicht mehr zu einzuhalten. Wichtige Planungsabschnitte wie der Flughafenbahnhof sind gegenüber früheren Bahn-Angaben bereits anderthalb Jahre in Verzug. Die Bahn möchte keine Termine zu den anstehenden Bauarbeiten nennen.

Die inzwischen bekannt gewordenen Kostensteigerungen lassen bei der Bahn die Notwendigkeit erkennen, nach Einsparmöglichkeiten zu suchen. Wie die Stuttgarter Zeitung berichtet, soll die Deutsche Bahn hinter den Kulissen mit Architekt Ingenhoven über Einsparungsmöglichkeiten verhandeln. Was das im einzelnen bedeutet (weniger Gleise, weniger Licht, weniger Technik,…?) ist leider nicht bekannt.

Seit Ende 2008 sind die Bohrtrupps jedenfalls wieder in der Stadt unterwegs und verarbeiten die Parkanlagen zu Schweizer Käse.

Wenn es weitere Informationen gibt, werden wir diese natürlich hier liefern. Falls Sie, liebe Leser, noch Hinweise, Ergänzungen oder Informationen haben, die wir vielleicht in unseren Artikel vergessen haben freuen wir uns über ihre Nachricht. Geplant ist zumindest ein 13.Akt, damit findet die Geschichte voraussichtlich erst mal ein Ende…

– Fortsetzung –