Die neue Bücherei ist eröffnet. Auch wir haben uns auf den Weg gemacht, den neuen Büchertempel zu besuchen. Doch bereits die “Anreise” gestaltete sich etwas schwierig. Offiziell wird die Haltestelle “Türlenstraße” benannt als Fahrziel. Doch hier gibt es keine Aufzüge, nur Treppen (und eine aufwärts fahrende Rolltreppe). Nachdem wir mit dem Kinderwagen unerlaubterweise die Rolltreppe benutzt haben, waren wir über einen extra errichteten Steg zumindest direkt an der Bücherei.
Ein wenig erschreckt waren wir vom steril wirkenden weißen Innenraum und vor allem vom düsteren Inneren des Würfels. Auf den Bildern in der Zeitung waren offene Treppen mit Geländern im Inneren zu erkennen – wir haben nur nackte Betonwände und einzelne Gucklöcher entdecken können. Auch der in den Medien angesprochene See in der Mitte erschien uns irgendwie kleiner…
Doch das größte Problem war nun das Erreichen der 2.Etage – im ganzen Haus gibt es offenbar nur 2 winzige Aufzüge, mit einem Kinderwagen und 3 Personen ist kein Platz mehr für weitere Fahrgäste. Obwohl erst am 24. Oktober die Eröffnung war, ist bereits einer der Aufzüge ausgefallen und die 9 Etagen waren entweder per Fuß oder mit einem (!) Aufzug erreichbar. Hochwärts lies eine freundliche Bibliothekarin die Nutzung des (internen) Lastenaufzugs zu, runterwärts warteten wir 20min vergeblich mit anderen Eltern und deren Kinderwagen auf Platz im Aufzug.
Hat sich eigentlich mal jemand die Baupläne angeschaut bevor, man dieses künstlerische Wunderwerk genehmigt hat? Für welche Besuchermenge ist denn dieses riesige Haus ausgelegt? Wir hatten jetzt nicht das Gefühl, eine übermäßige Besuchermenge im Haus zu sehen. Bleibt der “Rohbau” in der Mitte tatsächlich so? Und warum sehen die Pressebilder so anders aus? Soll dieses 2m große Fußbad in der Mitte der angekündigte See sein?
Da steckt man Millionen in die neue Bücherei und merkt nicht, dass der Bau eine Fehlplanung ist. Wäre es zu viel verlangt gewesen, dass zumindest ein barrierefreier Zugang möglich ist? Sollen Rollstuhl- und Kinderwagenfahrer am Bahnhof aussteigen und durch die Häuserschluchten des Bankenviertels laufen? Wir werden uns mit unserer Enttäuschung an die Stadt Stuttgart werden – und wir appellieren an alle anderen Besucher die Probleme auch weiterzugeben.
Am Schluss hätten wir aber eines fast vergessen. Wenn man die Treppen überwunden hat und im “Bücherparadies” angekommen ist, kann man sich stundenlang aufhalten und neue Bücher entdecken – allerdings fehlt es an Gemütlichkeit, weiß ist eben nicht gerade warm und herzlich. Zweckmäßig ist das Haus auf jeden Fall, oder derzeit für Familien nur eingeschränkt tauglich. Schade.
Bild bei der StN: http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.joe-bauer-in-der-stadt-showroom-stuttgart.ee47fa09-7a8c-428c-a64e-1d66dd5bd1cf.html
Bilder vom Architekturwettbewerb: Austellung im Turmforum